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Saturday, 27.07.2024

Tangogeschichten

Hier wird ein interessanter und unterhaltsamer Einblick in die Entwicklung und

Vielfalt des Tango argentino von seinen Anfängen bis zu Astor Piazzolla geboten.

Neben klassischen Tangos und „Gassenhauern“ wie etwa „La cumparsita“ oder „El choclo“

gibt es dabei auch fröhliche Milongas und stimmungsvolle Valses zu hören.

 

Klassischer und konzertanter Tango

 

Die Häfen von Montevideo und Buenos Aires Ende des 19. Jahrhunderts:

Hier prallen verarmte Einheimische und deklassierte Immigranten aus Europa

aufeinander - voller Hoffnung auf ein besseres Leben oder bereits desillusioniert.

 

In dieser spannungsgeladenen Atmosphäre entsteht der Tango.

Er erzählt Geschichten von Melancholie, Liebe und Eifersucht, von Leiden und Träumen,

von Schmerz und Hoffnung.

Der klassische Tango ist die Musik der Straße und der Vergnügungsviertel.

 

Bald erobert er auch die europäischen Metropolen.

In Berlin und Paris erlebt der Tango

nach dem zweiten Weltkrieg einen neuen Aufschwung.

Der Argentinier Astor Piazzolla (1921-1992), der in Paris studiert, tritt mit seinem Quintett

regelmäßig in Europa auf und gilt als der wichtigste Erneuerer des Tango.

In seinem Lebenswerk hat er den Tango zu einer vollendeten Kunstmusik weiterentwickelt.

Gerade seinen Werken gilt das besondere Augenmerk der Gruppe.

 

 

 

 

 

Astor Piazzolla über Pugliese:

„Manchmal werde ich gefragt, warum ich nichts mit Salgán oder Pugliese gemacht habe. Die Wahrheit ist, das ist nicht so einfach. Vor kurzem war ich mit Pugliese gemeinsam auf der Bühne, das war in Holland. Ich schrieb extra ein Arrangement von Adios Nonino, aber Oscar war wie geistesabwesend, er schluckte nicht eine Note. Danach wollte ich auf seine Art La Yumba spielen, aber ich konnte nicht. Ich fühlte mich schlecht, als ob ich seine Musik versauen würde. Es steht da geschrieben, dass unsere Wege getrennt verlaufen. Unveränderlich bleibt meine Wertschätzung für ihn als Person und meine Bewunderung für seine Musik."

 

Rodolfo Mederos:

„Als ich jung war, hielt ich wie die meisten Musiker meiner Generation Astor Piazzolla für den großen Erneuerer. Osvaldo Pugliese fand ich altmodisch, weil er in Krawatte und Anzug auftrat und sein Orchester traditionell klang. Mit der Zeit entdeckte ich, dass es gerade umgekehrt war.(...) Pugliese, Gobbi und Salgán sind meiner Meinung nach viel moderner als Piazzolla. Die Werke dieser sogenannten traditionellen Komponisten sind so komplex, dass man viel von ihnen lernen kann.(...)"

 

Astor Piazzolla (1921-1992),

war Komponist und Bandoneonist, der den Tango revolutionierte.Bereits mit 16 Jahren wirkte er in Anibal Troilos Orchester (berühmtestes Tangoorchester der 40er Jahre) als Musiker und Arrangeur mit. Um jedoch seine klassischen Kompositionsstudien weiterführen zu können, verließ er 1944 Troilo, was ihm in der Tango-Szene als Undankbarkeit und Verrat angekreidet wurde. Piazzolla ging von nun an seinen eigenen Weg. Ein Stipendium der französischen Regierung ermöglichte ihm 1954, nach Paris zu gehen, um bei Nadia Boulanger zu studieren. Sie ermutigte ihn, sich auf seine kulturelle Identität zurückzubesinnen und sich mit seinen Kompositionen wieder dem Tango zuzuwenden. Zurück in Argentinien gründete er daraufhin verschiedene Tangoensembles. In seinen Kompositionen benützte er klassische Stilmittel wie Kontrapunkt und Fuge und neue Harmonien. Mit seiner Musik, mit der er vielen zu sehr in die Tradition des Tangos eingriff, sah er sich heftiger Kritik ausgesetzt und von Medien und Schallplattenfirmen boykottiert. Von 1958-60 arbeitete er daher in New York und gründete anschließend in Buenos Aires sein berühmtes "Quinteto Tango nuevo" (Bandoneón, Violine, E-Gitarre, Kontrabaß, Klavier), das 25 Jahre lang Bestand haben sollte. Zahlreiche Auslandsaufenthalte ermöglichten ihm in den folgenden Jahren, mit vielen international bekannten Künstlern zusammenzuarbeiten. Es brauchte über 30 Jahre bis Piazzolla in den 80er Jahren schließlich mit seinem revolutionierten Tango in Buenos Aires anerkannt wurde. Er starb am 4.Juli 1992 in Buenos Aires.